GAR NICHT ALTBACKEN: WAS DIE SCHWARZWäLDER KIRSCHTORTE ZUR WELT-TORTE MACHT

Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Doch über die Unschlagbarkeit der Kombination aus Schokolade, Kirschen und Schlagobers sind sich die Menschen offenbar bis in die entferntesten Ecken der Welt einig: Von Pakistan über Trinidad, von Chile bis zu den Fidschi-Inseln zählt die Schwarzwälder Kirschtorte zu den beliebtesten Kuchen überhaupt.

Das überrascht insofern, dass die üppige Torte mit Kirschschnaps in ihrer Heimat Deutschland eine eher untergeordnete Rolle in der Hitparade der beliebtesten Torten spielt. Und auch in Österreich kennt sie zwar fast jeder – an der Kuchenvitrine fällt die Wahl in meistens dennoch auf anderes Backwerk. Altmodisch, verstaubt und so gar nicht leicht oder raffiniert sei die Schwarzwälder, heißt es dann.

Nostalgie dank Social Media

Im Zuge einer Nostalgiewelle jüngerer Generationen in den sozialen Netzwerken wurde sie allerdings wieder trendig. In den vergangenen Jahren haben sich die Google-Suchanfragen fast verdoppelt. Sogar die New York Times erkundete kürzlich das Phänomen dieser ur-deutschen Torte. Nachgerade „kulturübergreifend“ sei sie geworden, konstatierten die Autoren. Die auffällige Form mit ihren schwarz-weißen Schichten und roten Kirschen stelle gar den „Archetyp einer Festtagstorte“ dar. Eine mögliche Erklärung der Renaissance liege auch in der „Einfachheit und einer Geschmackskombination, die sich sowohl vertraut als auch ungewohnt anfühlt“.

Dem ist wohl aus jeder Blickrichtung zuzustimmen. Aus mitteleuropäischer Perspektive klingt die Verwendung von Rum anstatt Kirschschnaps zur Aromatisierung der Tortenböden in der Tat ungewöhnlich. Wie umgekehrt das Kirschwasser in Trinidad, Kalifornien oder Singapur exotisch schmecken dürfte.

Eine Torte für die ganze Welt

Dass die Schwarzwälder Kirschtorte irgendwie der ganzen Welt gehört, passt allerdings gut zu dieser Mehlspeise. Die deutsche Herkunft ist, fand die New York Times heraus, vielen Fans gar nicht bekannt. Vielmehr wird der „Black Forest Cake“ als traditionelle Nachspeise ihres Heimatlandes betrachtet. Die Spurensuche ist auch im Schwarzwald nicht einfach: Vermutlich 1915 entstanden, tauchte die Torte erstmals 1934 in einem Rezept auf. Auswanderer und NS-Flüchtlinge dürften ebenso zu ihrer Verbreitung in alle Welt beigetragen haben wie Besatzungssoldaten oder Köche.

Hier wie dort entwickelten sich unzählige Rezepte: Mit vier oder nur zwei Teigschichten, die aus Mürbteig, Sandkuchen oder Biskuit sein können. Gefüllt mit Schlagobers oder Buttercreme (oder beidem). Mit Kirschwasser oder ganz ohne Alkohol. Auch die Marmeladen- und Kirschenverteilung variiert sehr (zwischen allen oder nur einer Teigschicht). Nicht einmal die Tortenform blieb. Die Kreation schmeckt auch als Roulade, Blechkuchen, Muffin oder Eis. Schoko(kuchen), Kirschen und Schlagobers sind offenbar in jeder Form eine ideale Kombination. „Schwarzwälder“ eben.

2024-05-09T03:24:58Z dg43tfdfdgfd