RESTAURANT „LEON“: DORADE UND MOUSSAKA AM ESCHBACH

Es gibt Leute – vor allem griechische Frankfurter und Frankfurter Griechen –, die sprechen vom besten Griechen in der Stadt. Sie schwärmen von der einladenden Atmosphäre, vom tadellosen Service, vor allem aber von der authentischen Küche. Andere preisen die weitläufige Terrasse, die im Sommer viel Platz für Fahrradausflügler und große Familien bietet, wieder andere begeistern sich für die Weinkarte mit ihren vielen griechischen Positionen und für den Ouzo auf Eis, der als klassischer Aperitif einfach dazugehört. Davon, dass das Restaurant „Leon“ rein äußerlich so weit von einer typischen griechischen Taverne entfernt ist, wie es sein Standort im Herzen von Harheim vermuten lässt, davon spricht niemand. Wahrscheinlich weil es im Grunde auch vollkommen egal ist.

Auf die inneren Werte kommt es an – und die findet man in einem Restaurant nun einmal auf dem Teller und im Glas. Und darum spielt es für die Gäste des „Leon“ keine Rolle, dass der Hinterhof, über den man das Restaurant erreicht, nicht nur etwas versteckt liegt, sondern mit seinen braun gekachelten und lindgrün und grau gestrichenen Wänden so gar nichts Griechisches an sich hat. Und dass auf dem Schild, das an der Reginastraße hängt, nicht „Leon“, sondern „Zum goldenen Löwen“ steht. Davon lassen sich nur jene verwirren, die zum ersten Mal in diese abgelegene Ecke von Frankfurt zwischen Bonames, Berkersheim und Bad Vilbel kommen. Allen anderen ist es herzlich egal.

Sieht toll aus und schmeckt bestechend gut

Denn das, was im „Leon“ auf die Tische kommt, ist tatsächlich durchweg überzeugend. Es beginnt mit dem hausgemachten, mit Dill verfeinerten Zaziki (7,50 Euro) und dem dazu gereichten, hausgebackenen Brot (2,50 Euro), und es endet nicht mit dem großartigen Moussaka (21,50 Euro), das so beiläufig perfekt schmeckt, wie es eigentlich nur eine griechische Großmutter mit Jahrzehnten Routine hinbekommen kann. Dass es im „Leon“ auch eine vegetarische Variante davon gibt, ist natürlich dem Zeitgeist geschuldet. Aber dafür kommt statt Fleisch nur echtes Gemüse in den Ofen, auf keinen Fall Tofu-Hack oder ähnliches Teufelszeug. „So weit kommt es noch“, sagt der Oberkellner mit indigniertem Blick.

Dass es in diesem Harheimer Idyll direkt am Eschbach nicht zugeht wie bei jedem Allerweltsgriechen mit Gyros, Bifteki und Souflaki – das gibt es in sehr ordentlicher Qualität natürlich auch –, zeigt sich an Vorspeisen wie den Kataifi-Pitakia (12,50 Euro), kleinen Filoteig-Röllchen mit einer Füllung aus getrockneten Tomaten, Walnüssen, Ziegenkäse und Basilikum, die mit Olivenmarmelade und Mandelsplittern serviert werden. Das sieht toll aus, schmeckt bestechend gut und zeigt ebenso wie zum Beispiel der auf einem Tomatenwürfel-Bett angerichtete Chorta-Salat aus blanchierten Löwenzahnblättern und aufgeschlagenem Ziegenfrischkäse (12,50 Euro), mit welchem Anspruch hier gekocht wird.

Die Karte im „Leon“ ist groß – die Zahl der überzeugenden Gerichte ebenfalls: Sei es nun der Oktopus auf Gelbe-Erbsen-Mus mit karamellisierten Zwiebeln und Quellern (19,50 Euro), das gegrillte Doradenfilet Tsipoura mit Zitronen-Olivenöl-Marinade (24,50 Euro) oder die gebackene Lammschulter Psito in Weißwein-Kräuter-Jus mit Granatapfel-Minz-Gremolata (28,50 Euro): alles wärmstens zu empfehlen.

Es gibt aber tatsächlich auch ein paar Zugeständnisse, nicht nur an den Zeitgeist, sondern auch an den Standort: Unter der Rubrik „Regionales“ sind ein Schnitzel Wiener Art und ein Champignon-Rahm-Schnitzel zu finden. Und, ja, im „Leon“ wird auch Apfelwein serviert: pur, sauergespritzt und im Bembel. Wer es griechischer mag, dem sei die Weinkarte ans Herz gelegt: Dort finden sich einige große Namen der hellenischen Winzerschaft: Gerovassiliou, Thymiopoulos, Biblia Chora oder Techni Alipias. Und deren Weine sind nicht nur authentisch, sondern auch mit das Beste, was Griechenland in Sachen Wein zu bieten hat. Das kann man auch in Harheim durchaus schmecken.

Leon Reginastraße 6, Frankfurt, Telefon 0 61 01/9 80 89 14. Internet www.leon-harheim.de. Geöffnet dienstags bis freitags von 17 bis 23 Uhr, samstags von 16 bis 23 Uhr, sonntags von 12 bis 22.30 Uhr, montags geschlossen.

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