PLATZ 1 DES BAUTZENER EIS-VOTINGS: AUF EIN CHILLI-EIS BEI GRUNERS AM BäRWALDER SEE

An Sachsens größtem See ist das Eiscafé Gruners selbst zu einer Touristenattraktion geworden. Die Bautzener lieben das selbstgemachte Eis.

Bautzen. Um zu sehen, wo das Eis für Gruners Eiscafé in Uhyst am Bärwalder See produziert wird, muss man einen kleinen Dorfrundgang machen. Von der einladenden, im Schatten mehrerer dicker Eichen gelegenen Eis-Terrasse direkt am Dorfplatz geht es vorbei am alten Sparkassen-Gebäude. Dort stellte Christian Gruner früher sein Eis her, bevor der Platz zu eng wurde. Vorbei am Gasthof Drei Linden, den Christian Gruners Cousin leitet, weiter an Gruners Elternhaus vorbei, bis ins neue Gebäude der Sparkasse, die den Ort längst verlassen hat.

Hier steht die Eismaschine, die sämtliche über 100 Eissorten produziert, die im Eiscafé Gruners in der Theke landen. Gerade wird Tonkabohnen- und Vanilleeis produziert, letzterers mit "ein bisschen Zitronenabrieb für die Frische", wie Inhaber Christian Gruner verrät.

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Eis wird im alten Sparkassen-Gebäude selbstgemacht

Im 20-Minuten-Takt füllt Mitarbeiterin Susanna Raeder die selbst gemischte Milchbase aus den natürlichen Bestandteilen Magermilchpulver, Dextrose, Inulin und Trockenglukose in die beiden Fächer der Maschine. Die erhitzt das Milcheis für wenige Sekunden auf 85 Grad, um Mikroorganismen und Keime abzutöten. Danach wird es auf rund minus sechs Grad abgekühlt und bei der Entnahme aus der Maschine mit vielen weiteren selbstgemachten Zutaten gemischt.

Den Unterschied zum industriell gefertigten Eis schmecken die Kunden. Nicht nur reicht die Schlange vor der Eisdiele an einem Sonntagnachmittag quer über den Dorfplatz - das Eiscafé Gruner hat es auch auf den ersten Platz beim Bautzener Eis-Voting von sächsische.de geschafft. Und das, obwohl es streng genommen schon im Landkreis Görlitz liegt.

Natürliches Eis ohne künstliche Zusatzstoffe

Doch Gruners Kunden sind von der Qualität überzeugt. 22 Prozent stimmten für ihn, das sind 616 der 2.750 abgegebenen Stimmen. „Unser Eis ist natürlich, ohne künstliche Aromen und ohne Konservierungsstoffe. Unsere Zutaten sind frisch und wir machen fast alles selber“, sagt Gruner. Das laktosefreie Erdbeereis hat beispielsweise mit fast fünfzig Prozent einen extrem hohen Fruchtanteil, könnte auch als Sorbet, also gefrorenes Fruchtpüree, durchgehen. Neben Schoko- und Vanilleeis gehört es zu den meistverkauften Sorten des Eiscafés. Verkaufsschlager Platz 2 belegt der klassische Kaffee.

Noch etwas macht diesen Ort ganz besonders: die familiäre Atmosphäre. Für Christian Gruner steht die Familie immer an erster Stelle. Die 66-jährige Mutter bäckt den Kuchen fürs Cafe, Bruder und Cousin helfen gelegentlich mit, aber auch das siebenköpfige Team zählt er zur weiteren Familie. Von dieser vertrauten Ausstrahlung fühlen sich auch die Kunden angesprochen.

An sonnigen Sonntagen stehen die Touristen Schlange

Das Café ist ein echter Touristenanziehungspunkt geworden. An manchen Sonntagen kann es eine halbe Stunde dauern, bis man endlich an der Reihe ist. Dazu trägt der Bärwalder See bei, dessen Ufer in 15 Minuten fußläufig erreicht ist. "Früher hat man vom See gelebt, inzwischen lebt der See von uns", witzelt Gruner. Vor allem in den Sommerferien unterstützen Schüler und Studenten das Café dabei, den Kundenanstrom zu händeln. Rund die Hälfte davon seien Touristen, die andere Hälfte Stammkunden, so Gruner.

Das Café existiert seit 2014, der gelernte Tourismusfachwirt hatte damals einen Gastro-Lehrgang gemacht und war dafür auch zu einem Eis-Seminar in die Nähe von Dortmund gefahren. Dort habe ihn das selbstgemachte Mangoeis seines Mentors schlagartig überzeugt. "Am nächsten Tag habe ich meine Mutter angerufen und gesagt: Mama, ich mache ein Café auf."

Mobile Eistheken für Schuleingangsfeiern

Mit seinen drei mobilen Eistheken ist Christian Gruner inzwischen in der ganzen Region unterwegs, besonders oft zu Schuleingangsfeiern. Zudem beliefert er Unternehmen mit frischgemachtem Eis, nicht selten steht er dafür morgens um 3 Uhr bereits an der Eismaschine.

"Ich bin schon etwas stolz, dass wir uns in der Abstimmung gegen den Eisdealer durchgesetzt haben", holt Gruner zum sanften Seitenschlag in Richtung Bautzen aus. Die beliebte Eismanufaktur in der Innenstadt hatte es auf Platz 3 geschafft. Er sei häufig und gerne beim Eisdealer, sagt Gruner, Leberwurst-Eis stehe auch auf seiner To-Do-Liste.

Schokolade-Minze, Colapflanze oder Mango-Avocado-Chilli?

Doch auch am Bärwalder See sind die angebotenen Eissorten alles andere als verstaubt. Schokolade-Minze zum Beispiel, aus der neben den nur grob gehackten Schokoladenstückchen kleine grüne Punkte herausstechen - 60 Gramm frische Minze für zehn Liter Eis. Oder auch das Colaeis, das mit dem ungesunden Softdrink rein gar nichts zu tun hat, sondern von der Colapflanze stammt. Oder das Quarkeis mit Sesamkaramell. Gruners neueste Kreation ist ein Mango-Avacado-Chilli-Eis. Die leichte Schärfe setzt sich im Mund erst langsam durch, wenn Mango und Avovado längst ihren Abgang gefunden haben. Für Männer gibt es so kurz nach dem Männertag Eis mit Schwarzbier, für Frauen Cuba Libre-Eis. "Probierfreudig sind eher die Frauen", sagt Gruner. "Die Männer bestellen meistens eher Schoko-Vanille."

Hier noch ein Tipp für alle Eisfreunde: Die ersten drei Plätze des Bautzener Eis-Votings lassen sich wunderbar zu einer "Eisroute" als Auto- oder Fahrradtour kombinieren: Beginnend beim Eisdealer in der Bautzener Innenstadt (ab 12 Uhr, samstags geschlossen), über das Café Jeremias in Großdubrau (sonntags & montags geschlossen) bis zum Ausklang im Café Gruners und am Bärwalder See (bis 18 Uhr, keine Schließtage).

Dieser Artikel wurde zusammen mit Magdalena Vetter verfasst. Sie lernt am Philipp-Melanchthon-Gymnasium Bautzen und absolviert derzeit ein Schülerpraktikum in der Bautzener SZ-Redaktion.

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